Eine „Schule“,
– die kein Klassenräume und
– keine festen Klassen hat
– die ein 15m2-Lehrerzimmer für 70 (!) Lehrer hat und
– 900 junge Menschen höchst individuell betreut.
Geht das?
Ja, auf ganz besondere Weise geht das – und zwar im Landesförderzentrum Sehen in Schleswig, das als landesweit arbeitendes Förderzentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Sehschädigung in Schleswig-Holstein zuständig ist.
Zusammen mit einem Kollegen bin ich zu einer kurzen Führung durchs Haus eingeladen worden.
Da ich in der Schule nicht mit sehgeschädigten oder blinden Schülern im Unterricht gearbeitet hab, war diese Schule „eine ganz neue Welt“ für mich.
Unsere gegenwärtige Welt ist in hohem Maße visuell ausgerichtet. Durch den Sehsinn werden in einer kürzeren Zeit mehr Informationen gewonnen als durch irgendeinen der anderen Sinne. (…) Durch das Sehen findet mehr Zufallslernen statt als durch den Gebrauch irgendeines anderen Sinnes. Unter pädagogischem Aspekt bedeutet das, dass für alle Schülerinnen und Schüler optimale äußere Bedingungen für gutes Sehen in der Schule und im sozialen Umfeld zu schaffen sind. (von der LFS-Seite)
– eine Mitarbeiterin, die Schulbücher für Sehgeschädigte bereitstellt
– ein blinder Mitarbeiter, der Texte scannt und elektronisch bzw. für Braille-Systeme aufbereitet
– ein Lehrerteam, dass z.B. die Aufgaben für die Abschlussarbeiten an die höchst individuellen Wünsche anpasst und vor Ort in der Schule unterstützt/Hilfen organisiert
– eine Bücherei, die zahlreiche Medien, Lerngegenstände und Bücher in Brailleschrift organisiert. (Harry Potter in Brailleschrift! Die Bände füllen Kisten!!)
– ein (altes, charmantes) Seminarhaus, in dem die Schüler (und Eltern) zu Seminaren zusammen kommen
– und natürlich jede Menge mehr Mitarbeiter/innen, die im Vorder- oder Hintergrund wertvolle Arbeit für die sehbehinderten und blinden Menschen leisten.
Auch wenn’s nur ein kurzer Vormittag war – es war ein beeindruckender Einblick!
update (14.4.2011): Die Zahl der Lehrer war falsch und wurde korrigiert.