Merkwürdig…
Zufällig entdeckte ich den PS22-Chorus, einen im Jahr 2000 gegründeten New Yorker Chor von Fünftklässlern, der bereits mit zahlreichen Prominenten zusammen gesungen hat. Der Leiter Gregg Breinberg („Mister B.“) filmt seit 2006 die Konzerte und stellt sie auf Youtube ins Netz. Mit Forumseinträgen (Tori-Amos-Forum), Blogbeiträgen und einem Bericht eines bekannten Bloggers fing alles an.
In den letzten Jahren sang der Chor, dessen Zusammensetzung jährlich wechselt, u.a. mit Katy Perry, Lady Gaga, Beyoncé, Crowded House, … Die Schüler/innen durften bei der Oscar-Verleihung oder Opray Winfrey. Die Liste der Auftritte ist lang.
Und ich ärgere mich gerade, dass ich anfing, kritisch zu recherchieren.Als ich die begeisterten Kinderaugen, die wunderbaren Interviews sah, gingen mir einige Fragen durch den Kopf. Aber erst einmal ein Beispiel (ohne Promi. Wer die Promi-Videos sucht, möge die über 500 Videos auf der youtube-Seite des Chors durchschauen…):
Mir gefiel, wie die Schülerinnen und Schüler mit der Musik ganzkörperlich mitgingen, wie sie in Interviews gelassen, selbstbewusst, über ihre wachsende Leidenschaft für Musik sprechen. Aber dann..
Kritische Gedanken
Sofort ein paar Nachfragen im Kopf:
– ach, das ist doch wieder nur so ein Internet-Mem.
– ich bin unmusikalisch und kann gar nicht beurteilen, ob das gut ist. Finde ich das etwa bloß wegen der Promis gut?
– ja, ok, die Kinder gehen begeistert mit und genießen es zu singen. Aber gibt’s diesen Enthusiasmus nicht auch hier in der Gegend? (Erst letztens habe ich eine Kindergarten-Musiklehrerin mit ähnlicher Begeisterung erlebt, die sie ähnlich fetzig den Kindern weitergab.)
– Die singen halt Pop-Songs. Ja, ok. Und weiter?
– Was machen die anderen Lehrer an der Schule dieses Chors? Nervt die das, dass da ständig wegen Chormusik Medienvertreter auflaufen, dass die Kinder nicht da sind oder schon wieder proben müssen?
Nach einer kurzen Pause schüttelte ich innerlich den Kopf über mich.
Andere Gedanken
Warum bin ich so skeptisch? so zynisch, bloß weil es im Internet zu finden ist?
Ist diese Begeisterung, diese Liebe zur Musik, diese Leidenschaft nicht super?
Selbst wenn es „nur“ ein millionenfach geklicktes Internet-Ding ist und die Begeisterung mit den Promis erst danach vor und hinter der Kamera entsteht, so bleibt es doch ein außerordentliches Projekt. Jedes Jahr den Chor so fit zu machen, dass er das leisten kann.
Wäre es sehr gut, wenn es mehr solcher Ideen gäbe?
Gibt es so etwas in Deutschland? Meines Wissens nicht. – Warum nicht?
Vielleicht weil die kritischen Gedanken (s.oben) in unseren Köpfen überwiegen.