Auf das Buch hatte ich mich so gefreut. Denn was für ein schöner Titel: „Effektiv Schule führen – Wie Schulleitungshandeln die Schul- und Unterrichtsqualität steigert“.Der Pressetext dazu klang verheißungsvoll: im ersten Teil werden vom Autor Armin Lohmann Ergebnisse einer Wirkungsstudie vorgestellt und im zweiten Teil dann die Wirkungszusammenhänge im Sinne von Praxisanleitungen erläutert.
Allerdings ist das vorliegende Buch auf vielfältige Weise eine sehr ungewöhnliche Mischung:
Im Vorwort scheint durch, dass es wahrscheinlich eine Fortführung der Dissertation ist. („Mein Anliegen ist es, über die Vorlage der Dissertation hinaus…“) Der erste Teil, der empirische bzw. Theorie-Teil ist daher sehr gründlich und an vielen Stellen stellt er den aktuellen Stand der Schulleitungsforschung hilfreich zusammenfassend dar. Jedoch braucht es auf diesen Seiten einen langen Atem, um bei einigen Stellen mit Cronbach α, Signifikanzen, Crossover-Verfahren der Software maxqdata und ∑ (mw-faktorisiert) den Überblick zu behalten. Ist die Zielgruppe dieses Buchs ein empirisches Fachpublikum?
Der Autor geht dann in einem erhellenden historischen Rückblick auf die Entwicklung des Begriffs „Schulführung“ ein, wobei schließlich speziell das Bundesland Niedersachsen untersucht wird. Der Grund wird leider nicht deutlich. Ist also das Bundesland Niedersachen Zielgruppe?
Sodann wird‘s noch spezieller: die Bildungsregion Emsland und das Erhebungsinstrument SEIS (http://www.seis-deutschland.de) sind Ort und Instrument der Wahl für die Wirkungsstudie, die um 12 Schulleiterinterviews um einen qualitativen Aspekt ergänzt wurden.
Lohmann findet in seiner Studie 13 Treiber („effektivste Wirkungsbereiche“) der Schulführung zur Schul- und Unterrichtsqualität, die zu drei Komplexen zusammengefasst werden können: 1. Wirkung auf Unterrichtsqualität, 2. …auf Schulqualität „als Ganzes“ und 3. …auf das professionalle Handeln der Lehrkräfte.
Auch wenn einzelne Kapitel mit einem „Für meine Leser“ eingeleitet und zusammengefasst wurden, so ist der erste Teil des Buches schwere Kost, die in der Schulpraxis, d.h. von Schulleitern in dieser Form wahrscheinlich nur in Ausnahmefällen gelesen werden dürfte.
Der zweite Teil soll nun dazu beitragen, der Praxis näher zu kommen. Und gestehen wir zu, dass diese schulische Führungspraxis sich um ein multidimensionales, vielschichtiges Gebilde handelt. Für den zweiten Buchteil (S. 135-270) geben drei oben genannten Komplexe („Wirkung auf…“) die äußere Struktur vor. Angenehm sind dabei die eingeschobenen Artikel von Schulleiter/innen, die zum jeweiligen Komplex aus ihrer speziellen Praxis berichten. Insgesamt wird der Lesefluss jedoch durch unterschiedlichsten Schriften (auch in Grafiken) leider etwas gestört. Sehr kleine Schrift in Grafiken, sehr große für die Schulleiter-Artikel zwischendrin, mal mit, mal ohne Serifen, normale Größe im allgemeinen Text. Inzwischen glaube ich jedoch, die angedachte Systematik verstanden zu haben.
Versöhnlich und sehr gut dann der Schluss im letzten Kapitel, in dem Lohmann eine schöne, klare Zusammenfassung seiner Haltung, seiner Sicht auf 5einhalb Seiten liefert.
Fazit: Ja, kann man lesen. Aber wem würde ich das Buch empfehlen? Für Einsteiger, für schnelle Kurzleser oder für Schulleiter, die in knappen freien Zeiten etwas durchlesen wollen, ist das Buch nicht geeignet. Wer jedoch eine interessante Studie (über niedersächsische Schulen) kennenlernen will und zugleich den Begriff „Effektivität“ ins Zentrum seines schulleiterischen (oder bildungsadministeriellen) Handelns stellen will, sollte sich Armin Lohmanns „Effektiv Schule führen“ einmal näher anschauen. 300 Seiten kosten bei Amazon €32,-.