„Warum beginnt der Ernst des Lebens eigentlich? und vor allem wann denn nun wirklich?“
Das fragte ich mich, als meine Tochter im Kindergarten verabschiedet wurde und zwei Kindergärtnerinnen (ein wenig scherzhaft) den Beginn der Schulzeit mit dem „Ernst des Lebens“ verglichen.
In unseren ganzen Leben – ständig wird es „ernst“:
- – Als die Kindergartenzeit begann: „Na jetzt wird es aber ernster.“
- – Zu Beginn der Grundschulzeit sollte dann also der Ernst des Lebens beginnen.
- – Mir sagte man, dass mit dem Übergang nach der Grundschule „spätestens jetzt!“ der Ernst beginnen würde.
- – Und sprach man nicht auch in den öffentlichen Reden zum Schulabschluss davon, dass es jetzt sehr ernst würde, zumal es ums eigene Geldverdienen ginge?
- – Oder wurde es mit Beginn der Lehre, nach dem Studium oder mit dem ersten Beruf endlich ‚mal so richtig ernst?
- – …
Scheinbar sprechen diese Menschen, die so reden, der gerade abgeschlossenen Phase (und wenn sie selbst beteiligt waren sogar ihrem eigenen Tun?) einen gewissen Ernst ab, als ginge es bislang um nichts. Als sei das bisherige Handeln etwas weniger wichtig oder etwas anderes. Als existierte keine Verbindung und das, was jetzt beginne, das sei von anderem oder höherem Wert. (Was mag das Gegenteil von „ernst“ sein?) Was wir mit vollem Einsatz tun, mit Hingabe, was wir als Flow erleben, ist uns doch immer ernst und oft im guten Sinne sogar ein Spiel. [Hat er zuviel Huizinga gelesen?] Alles andere ist egal. Was wir nicht ernst nehmen, interessiert uns nicht, ist nur eine Pflichtübung oder ein langweiliges Mittel zu einem anderen Zweck, mithin verschenkte Zeit. Ein Abschnitt endet, der nächste beginnt. Wenn’s gut läuft, nimmt man von dem einen etwas oder mit Glück: viel in den anderen mit. Etwas weniger ernstes Drama, etwas mehr freudvolles und zugleich ernsthaftes Spiel bitte!
Bei allem ernsten Reden um sie herum – Meine Tochter ist jetzt einige Tage in der Schule. Sie freut sich jeden Tag von neuem darauf. Vieles (zum Glück nicht alles) ist ihr dort wichtig.