Nachdem ich auf die Seite „Unterrichtsbesuche“ aufmerksam wurde und dort auch einen Artikel schreiben durfte, konnte es ja nicht ausbleiben, dass ich mir das Buch „Unterrichtsbesuche, Hospitationen und Lehrproben“ von Heiko Reichelt und Gerald Wenge anschaue. Mit dem Untertitel „Ein Leitfaden für Studium, Referendariat und Lehrerpraxis“ geben die Autoren die Richtung schon vor.
Das Buch ist drei große Abschnitte unterteilt: Studium – Referendariat – Lehrerpraxis, die jeweils zwei, fünf und zwei Kapitel haben. Die Kapitel werden „Situationen“ genannt, was inhaltlich treffend ist. Vorwort und Inhaltsverzeichnis findet man zum Anschauen hier (PDF) beim Europa-Lehrmittel-Verlag.
Bei dem Blick ins Inhaltsverzeichnis muss man unweigerlich erstaunen! Denn die Betrachtung von Unterrichtsbesuchen in diesen drei so unterschiedlichen Phasen des Lehrerlebens wird auf nur knapp 140 Seiten geleistet!
Wer aber das Blog der Autoren kennt, der weiß, dass die Autoren fern von oberflächlicher Arbeitsweise sind. Vielmehr muss sich der Leser auf eine wirklich dichte Darstellung mit sehr vielen Informationen gefasst machen. Die Schrift ist kompakt gesetzt und das Buch pickepackevoll.
Jedes Kapitel beginnt mit einer zweifachen Einordnung: Um welche Situation handelt es sich? und Warum ist die Situation wichtig? So kann der Leser entscheiden, ob er dieses Kapitel braucht. Am Ende eines jeden Kapitels dann stets eine Übersicht „Auf einen Blick“, in der die wichtigsten Aspekte zusammengefasst werden.
Studium
Zwei übersichtliche Kapitel, in denen es um die Hospitationen und den ersten eigenen Unterrichtsversuch geht. Amüsiert haben mich die beiden Übersicht über die Typen von Hospitierenden und die Typen von hospitierten Lehrkräften. Hilfreich fand ich die Hinweise zur Nachbesprechung, die natürlich anders ist als in den nächsten beiden Abschnitten.
Referendariat
Der umfangreichste und stärkste Teil des Buches hat fünf Kapitel/Situationen. Vorbereitung, Planung, Durchführung, Reflektion – die Autoren glänzen in diesen Kapiteln durch ihrer spürbaren Erfahrung: Typische Unterrichtsstörungen, Typische Fehler, … sind häufige Formulierungen. Die vielen Tipps, Übersichten, Checklisten, komprimierenden Info-Boxen und die Zusammenfassungen am Ende jeden Kapitels entlasten bei einer schnellen Lektüre.
Lehrerpraxis
Zum Ende noch zwei kurze Kapitel für die Lehrerpraxis: Als erfahrene Lehrkraft hospitiert werden und schließlich: Den Perspektivwechsel zum Hospitierenden vollziehen. – Auch als erfahrene Lehrkraft bleibt es spannend, wenn jemand mit Beobachtungsaufgabe in den eigenen Unterricht kommt: zum Beispiel Besuch der Schulleitung zur Regel- oder Anlassbeurteilung, kollegiale Hospitation oder der eigene Referendar! Das Buch gibt hierzu viele Ansätze, das eigene Verhalten zu reflektieren und verweist dabei viel und zu Recht auf Inhalte in vorherigen Kapiteln.
Fazit
Auch wenn auf dem Buchrücken eigentlich alle („…Studierende, Referendare, Mentoren und Vorgesetzte aller Schulformen“(!)) angesprochen werden, so würde ich das Buch vor allem für seit einigen Jahren tätige Lehrer als Gewinn ansehen. Denn sie sind es, die Studenten betreuen, die als Mentor Referendaren helfen oder selbst in die Lage kommen, besucht zu werden. Das Buch hilft diesen Personen, sich noch einmal in die anderen hineinversetzen oder noch gezielter zu unterstützen. Wer Inhalte „auf den Punkt“ und komprimiert mag, ist hier richtig. Wer es etwas ausführlicher lesen will, sollte zusätzlich aufs Blog der Autoren schauen.
Letzte Anmerkung: Dem arg kompakten Layout hätte etwas mehr Luft gut getan.
Das 140 Seiten schlanke Buch kostet ebenso schlanke €15,90 und ist natürlich bei Amazon erhältlich.