Arbeitsbedingungen für Lehrer

Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie zufrieden bist du
mit den Arbeitsbedingungen in deiner Schule?
Lehrer arbeiten in der Schule (und viel zu Hause, selbstredend). Was zählt alles zu den „Arbeitsbedingungen“ und was braucht es, um als Lehrer mit diesen Arbeitsbedingungen in der Schule zufrieden zu sein? Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin ruft gerade einen „gesunden Arbeitsplatz“ für Lehrer/innen aus. Was macht das aus?

Schön, dass sich eine Bildungsministerin für den gesunden Arbeitsplatz interessiert. Natürlich wäre es gut, wenn von ministerieller Seite aus positive Veränderungen angeschoben werden. Doch solche Entscheidungen werden lange behandelt, mit Verbänden/Gewerkschaften und Finanzministern verhandelt und das alles kann selbst bei gutem Willen lange dauern.

Also jetzt: Welche Kategorien gibt es? Welche kann ich vor Ort verändern und welche nicht?

Nicht wirklich in der eigenen Schule änderbar

Unterrichtsverpflichtung

Jedes Bundesland kocht hier sein eigenes Süppchen. Und was der Lehrer in seiner Schulart zu unterrichten hat, richtet sich nach den landeseigenen Gesetzen, Verordnungen, Erlassen. In meiner Schule kann ich das nicht ändern. Wer findet, dass 27h Unterricht pro Woche zu viel sind der hat vielleicht gute Gründe das zu sagen, aber, der muss in die Politik gehen oder über Verbände Druck auf die Politik ausüben. Ob man eine Teilzeit- oder eine Vollzeitstelle übernimmt, ist eine private Entscheidung.

Klassengrößen

Die nominelle, vom Bildungsministerium vorgegebene durchschnittliche Klassengröße lässt sich ebenfalls nur bedingt in der Schule ändern. In SH gibt es keinen offiziellen Klassenteiler, ab wann man eine Klasse teilen muss. Die Anzahl der zugewiesenen Lehrerstellen richtet sich nach der Schülerzahl, nicht nach der Klassenzahl. Trotzdem logisch: Niemand will Klassen mit 35 Schüler/innen haben. Und bei der neuen Einrichtung von Jahrgängen hofft man natürlich auf eine günstige Jahrgangsstärke, die eine gute, gleichmäßige Teilung erlaubt.
Dennoch: diese Größe lässt sich auch nur in ganz, ganz geringem Maße vor Ort ändern.

Ausstattung 1

Die Anzahl der Räume, die Größe des Lehrerzimmers, die Anzahl der Computer, die Ausstattung der Klassen- und Fachräume, das Schulgrundstück,… Nur wenige Schulträger sind finanziell extrem gut aufgestellt und können öffentliche Schulen mit „allem“ ausstatten. Seien wir ehrlich: noch sind die öffentlichen Kassen nicht schlecht, aber auch nicht gut gefüllt. (In 10 Jahren kann das schon wieder ganz anders aussehen.) Die  eigentlich guten Möglichkeiten der Schulträger und Kommunen werden in dieser Zeit durch fehlende Handwerker gebremst. Wir können nur mit dem leben, was durch öffentliche Gelder finanzierbar ist. Wem das nicht passt: siehe oben, es bleibt Politik.
Das, was Schulleitung hier grundsätzlich leisten kann, braucht einen langen Atem. Ich bin mit meinem Schulträger sehr zufrieden. Aber ich weiß auch, wie SL-Kollegen in anderen Schulen oft um jeden Euro für angemessene Ausstattung kämpfen müssen.

In der eigenen Schule änderbar

In der Landespolitik gibt es lange Wellen der Veränderung. Jede Regierung schraubt ein wenig hier und ein wenig dort. Ganz grundsätzlich wird es bei der Unterrichtsverpflichtung, der Klassengröße oder der Ausstattung nur sehr langsam  anders laufen. Wer Lehrer wird, wird das bereits vorher wissen.
Was kann man in der Schule für einen guten Arbeitsplatz tun? ich beginne erst langsam, darüber nachzudenken.

Stundenplan

Kurz nachdem (fast…) alle alle Stellen besetzt sind, geht es an die Stundenplangestaltung. Auch wenn die üblichen Stundenplanprogramme nahezu 90-95% der Lösung liefern, wirkt der erste Stundenplan-Entwurf zum ersten Schultag für mich immer wieder wie ein kleines Kunstwerk. Es sind so viele Vorgaben, so viele Bedingungen eingeflossen – und doch passt es. Irgendwie…

Der Balance-Akt in der Gestaltung: wie viele Wünsche der Kolleg/innen kann man erfüllen, die dann die Arbeitszufriedenheit erhöhen? Welche Wünsche muss man zurückweisen, weil andere Aspekte wichtiger sind (oder weil die Wünsche schlichtweg nicht möglich sind)? Grundsätzliche Frage: Was hat eine höhere Priorität: die Schülerpläne oder die Lehrerpläne? Meist geht beides gemeinsam gut, aber eben nicht immer. Es geht in der Schule zuerst um die Schülerinnen und Schüler  – aber auch nicht ohne arbeitszufriedene Lehrkräfte.
Sicher ist, dass der sich jede Woche wiederholende Stundenplan die Arbeitszufriedenheit des Lehrer wesentlich beeinflusst.

Ausstattung 2

Ein bisschen geht dann doch. Mit viel Engagement, Einsatz und auch Eigenleistung. Denn „Der Dienstherr muss alles stellen.“ ist für mich keine gute Haltung. Lieber anfangen und erst im Kleinen, dann Schritt für Schritt im Größeren die Verhältnisse schaffen, in denen man gerne arbeitet. Die Pflanze, das Bild, das Regal, der Sessel – Dinge, die nicht viel kosten oder nicht mehr gebraucht werden, können in der Schule dazu beitragen, sich etwas wohler zu fühlen. Wenn man dann gemeinsam anpackt, ist kleine Veränderung möglich. (Bei uns? Ein Ruheraum in Planung, ein eigener Fitnessraum für Lehrer am Nachmittag, ’ne Tischtennisplatte im Lehrertrakt – klingt erstmal gut, aber das muss noch besser zusammen wirken. Es sind erst lose verbundene Ideen. Mal schauen, was das Schuljahr bringt.)

Atmosphäre

Bleibt also nur noch Atmosphärisches? Ist es das kleinste oder das größte Thema dieser Auflistung?
Was lässt sich verändern, falls „die Atmosphäre“ nicht stimmen sollte? – Atmosphäre ist ein weiches, schwer greifbares Wort. Dennoch sage ich, dass wir spüren, ob grundsätzliche Zufriedenheit, Offenheit, Gesprächsbereitschaft, Herzlichkeit vorherrscht, wenn wir neu in eine Gruppe kommen. Hierzu zählen für mich die Art und Weise miteinander zu reden, sich zuzuhören, sich respektvoll zu begegnen auch bei widerstreitenden Vorstellungen. In entspannten Wochen des Schuljahres und in stressigen. (Da ganz besonders.) Entscheidungswege transparent zu halten und dort wo es möglich ist, Lösungen gemeinsam zu finden. Doch wie ließen sich hier sanfte Veränderungen fördern? – Hm,… das ist ein eigenes Thema. Als schneller Gedanke: Die richtigen Leute einstellen und immer wieder am Thema arbeiten. Denn

die wichtigste „Arbeitsumgebung“ ist der Mensch, der neben mir sitzt.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.