Beim Schulleiter hospitieren

Dass der Schulleiter hospitiert, das ist normal. Zum Lehrerberuf gehören nicht nur in der Ausbildung Unterrichtsbesuche durch andere Personen.
Aber kann man beim Schulleiter hospitieren? Und wie findet der das dann?

Also:

Darf man beim Schulleiter hospitieren?

Natürlich darf man das. In der Lehrerdienstordnung SH (von 1950 und immer noch gültig):

§ 3 Schulleiter
(1) Der Schulleiter ist der Leiter der gesamten pädagogischen Arbeit der Schule. Er wirkt vor allem durch das Beispiel seiner eigenen Arbeit.

Wenn er durch das Beispiel seiner eigenen Arbeit wirken soll, dann zählt der Unterricht mit dazu.
Also: freundlich fragen – und dann kann man auch beim Schulleiter in den Unterricht gehen.

Darf der Schulleiter den Unterrichtsbesuch bei sich verweigern?

(Wollen wir die Frage wirklich so stellen? Wollen wir so miteinander reden?) Nein, es gibt für den Schulleiter sicher keinen rechtlichen Grund, einen Unterrichtsbesuch eines Kollegen abzulehnen. Aber es gibt fachliche und menschliche Gründe, dann und wann „Nein, das passt jetzt gerade nicht.“ zu sagen.

Warum ziert sich der Schulleiter so, wenn ich in seinen Unterricht gehen will?

a) fachliche Gründe:
Wie bei jedem anderen Lehrer auch, gibt es günstige und ungünstige Stunden für eine Hospitation. Denn es gibt nun einmal auch Stunden, in denen

  • vor allem viel geübt werden soll
  • Dinge organisiert werden
  • die Klassenarbeit oder ein Test zurück gegeben und besprochen werden
  • man selbst das Vorgehen als langweilig nicht so sonderlich spannend ansieht
  • Butter-und-Brot-Unterricht gemacht wird

Kurzum, auch Schulleiter sind normale Lehrer mit normalen Stunden.

b) menschliche Gründe
Wenn man Schulleiter ist, gibt es mehr als Unterricht zu tun. Oft genug ist leider die nächste Unterrichtsstunde die Unterbrechung zwischen zwei Elterngesprächen, einem Gespräch mit der Stadt und einer Anfrage aus dem Ministerium. Sie ist eine Störung in der Verwaltungsarbeit des Schulleiters. (Dass es dennoch sinnvoll, dass und wie viel Schulleiter unterrichten, davon will ich demnächst schreiben.) – Bitte richtig verstehen: ich liebe meinen Unterricht, die Arbeit mit den Schüler/innen. Es ist das, wo man beruflich herkommt. Zugleich sind die anderen Tätigkeiten gerade sehr dringend. Und dann ist am Ende der Woche die Gefahr sehr groß, dass die Unterrichtsvorbereitung minimiert wird.

Ja. Und dann noch das Folgende:
Als Schulleiter urteile ich über Unterricht. Wenn ich selbst Unterrichtsbesuche mache, bespreche ich die Stunden mit den Kolleginnen, gebe Anregungen/Tipps oder ermahne auch. Ich nehme also in Anspruch, etwas über „guten“ Unterricht sagen zu können.
Ist dann ein Kollege, eine Kollegin in meinem Unterricht, dann bin ich auch ein bisschen aufgeregt. Na klar. Es ist eine besondere Situation. Denn ich reflektiere schon gleich im Moment des Unterrichtens, wie mein Kollege das wohl gerade sieht und frage mich, ob ich meine selbst aufgestellten Kriterien erfülle.

Öffnung praktizieren

Wenn wir es in der Schule schaffen, immer wieder über gelingenden (und scheiternden?) Unterricht zu reden und nur wenn wir es schaffen, schrittweise, in der Schule offene, konstruktive Umgangsformen zu etablieren, dann stärken wir uns in der täglichen Arbeit, entlasten uns. Und, das glaube ich ganz sicher, dann entwickeln wir uns weiter. ich freue mich, wenn jetzt gerade immer mehr Kollegen an der Schule miteinander ins Gespräch kommen. (Schwerpunkt der kollegialen Hospitationen ist bei uns gerade die Verbindung, d.h. der Übergang Mittelstufe-Oberstufe.)
Als Schulleiter mache ich dann da mit und zeige mich auch. Ganz sicher finden wir im Kollegium Aspekte, die der eine oder die andere besser macht als andere. Was wir untereinander lernen können. Und ich mache da (mit meinen Schwächen und Stärken) halt einfach mit.

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