Wie im letzten Artikel geschrieben: es ist alles anderes als leicht zu bestimmen, woran ich erkenne, dass ich als Lehrer gute Arbeit mache. Erst recht als Schulleiter. Woher weiß ich, dass ich als Schulleiter gut bin, dass ich gute Arbeit mache?
Alltag
Im Alltag spontan Kriterien für gute Arbeit zu finden, ist schwer. Denn der Alltag ist mit 40, 50, 60, … Stunden Arbeit pro Woche gut gefüllt. Das, was sich – wenn alles im Flow ist – so gut anfühlt, verhindert, dass man über sich selbst tagsüber nachdenkt. Neben den Gesprächen mit Kollegen, Eltern, Schülern, Mitarbeitern und den Sitzungen, Konferenzen und Abendterminen bleibt neben Papierkram, Orga und spärlichem eigenen Unterricht einfach wenig Zeit für Reflexion. (Wohl dem, der eine Schulleiter-Supervisionsgruppe hat!)
Doch gerade auch dieses Tempo und diese Vielfalt der Anfragen und Anforderungen, diese Gestaltungsmöglichkeiten, alles das macht ja den sehr großen Teil dessen aus, was diesen Beruf zu einem der schönsten der Welt macht.
Ein Schuljahr ist rum. Und jetzt?
Nach dem Schuljahr ist vor dem Schuljahr und aus der ministeriellen Ebene kommt immer wieder eine neue Veränderung. Stillstand oder „mal ein Jahr nichts Neues in unserer Schule!“ wird ein ewiger frommer Wunsch in Schule bleiben.
War es denn ein gutes Jahr? Habe ich denn als Schulleiter gute Arbeit geleistet?
Warum diese Frage?
Ich kann „Erfolg“ als Schulleiter nicht an meinem Gehalt, dem Gewinn vor Steuern oder einer Dividende ausmachen. Die Finanzen sind es in Schule nicht, die (m)eine gute Arbeit ausmachen. – Vielleicht steckt eine Spur Unsicherheit dahinter: ist das, was ich tue, gut bzw. richtig? Im Alltag gibt es so viel Spielraum, Entscheidungsfreiheiten, so oder so verlaufende Gespräche, dass ein grundsätzlicher Gradmesser über „gute Arbeit“ ein wenig mehr Gelassenheit vermitteln könnte.
Woher weiß ich denn nun, dass ich als Schulleiter gute Arbeit mache?
- wenn die Kolleginnen und Kollegen zufrieden/glücklich sind? (geht es um das Glück der Kollegen?)
- wenn die Schülerinnen und Schüler gute Abschlüsse erzielen? (reicht die Wirkung des Schulleiterhandelns unmittelbar bis in den Unterricht??)
- wenn ich alle Verordnungen, Erlasse und Gesetze korrekt umsetze? (ach…)
- wenn es wenig Beschwerden oder gar etwas Lob von Eltern gibt? (als Gradmesser zu schwach und es geht nicht um gefälliges Handeln)
- wenn die Schulaufsicht nichts auszusetzen hat? (also nur ex negativo?)
- wenn ich mich an neuesten Forschungen über wirksames Schulleiterhandeln orientiere? (kann ich das selbst beurteilen?)
- wenn die Anmeldezahlen stimmen? (bei begrenzter Kapazität ist aber irgendwann Schluss!)
- …
Also eine anonyme Befragung unter Schülern und vor allem: Lehrkräften?
Natürlich könnte man eine Befragung machen. Geht schnell. Aber was für Fragen sollten es sein und warum anonym? Will ich nicht vielmehr das direkte Gespräch, den beständigen Dialog im Alltag? ich will doch die unmittelbare Rückmeldung fördern und nicht ein jährliches Abfragezeugnis. (Sagen die Antworten dann etwas über mich aus oder auch über die Antwortenden selbst?) Dennoch vielleicht ein Anfang, um über das eigene Handeln nachzudenken, um Bezugspunkte zu setzen.
Vielleicht bleibt am Ende auch nur ein Rosa’scher resonanzhafter Blick auf die gelingende Schulleitung. ich würde die schleichende oder dauerhafte Entfremdung von den Menschen, von ihrem Handeln und ihren Werten spüren. Oder auf der anderen Seite: im Guten den „vibrierenden Draht“ immer wieder erleben und feststellen, dass es wirkliche Begegnungen geben kann.
Es schlussendlich in Offenheit nie ganz zu wissen. Dennoch weiterzumachen, weiter zu suchen nach der Antwort.
Das ist dann möglicherweise ein weiteres Merkmal des Berufs.
3 Gedanken zu „Ein Merkmal für gute Arbeit (als Schulleiter)?“
In NRW gibt es neben der Qualitätsanalyse (QA) auch den Referenzrahmen Schulqualität.
Der Referenzrahmen hat, genauso wie das Qualitätstableau der QA einen eigenen Bereich für „Führung und Management“. Dort sind viele Kriterien aufgelistet, die gute Arbeit einer Schulleitung aus Sicht des DIenstherrn beschreiben. Es gibt ein Unterstützungsportal, dass die Kriterien zusätzlich mit „aufschließenden Aussagen“, Arbeitsmaterialien, Reflexionsbögen, Literaturhinweisen etc. ausbreitet.
Vielleicht ist das ja für Dich eine Hilfe bei der Beantwortung deiner Fragen ….
Den Link hätte ich schon auch posten können!
https://www.schulentwicklung.nrw.de/unterstuetzungsportal/index.php?bereich=583
Hallo Herr Emrich,
Danke für den Kommentar.
So einen Referenzrahmen inkl. Erläuterungen haben wir in SH auch.
Wenn ich aber mal zB. 4.1.2 nehmen und dann die Erläuterung „Die Schulleitung fördert den Teamgeist.“ – dann ist doch die Frage, WIE das geht, wie man das macht. Und wenn es eine Checkliste wäre, dann kann ich eigentlich jeden Punkt irgendwie abhaken. Die Ausgestaltung macht die Musik.