Zwei Schulleiter tauschen für einen begrenzten Zeitraum die Schulen: ist das Weiterbildung, ist das eine Idee für ein TV-Format oder doch nur eine Schnapsidee? Mal überlegen…
Für schulische Führungskräfte (und angehende) gibt es unterschiedliche Fortbildungsformate. Meist sind es die klassischen Seminare oder Weiterbildungen über das Landesinstitut oder private Anbieter. Früher hab ich auch mal an einem einwöchigen „Wirtschaftspraktikum für Führungskräfte der Landesverwaltung“ teilgenommen. Die vergleichende Betrachtung schulischer und unternehmerischer Führungspraxis war anregend, ich konnte schon einige gute Aspekte mitnehmen. Auch wenn es dann doch stets ein wenig anders läuft in der Schule.
Ein Format gibt es meines Wissens noch nicht: den Schulleiter-Tausch.
Die Idee Schulleiter-Tausch
Zwei Schulleiter/innen tauschen für einen begrenzten Zeitraum ihren Arbeitsplatz. Sagen wir für 4-6 Wochen wechseln sie die Schule. In der jeweils anderen Schule sind sie voll umfänglich zuständig, verantwortlich und entscheidungsberechtigt. Vielleicht noch eine kurze Übergabe mit Schlüssel und anstehenden Aufgaben. Und dann los! Nach der Zeit gibt es ein auswertendes Treffen, in dem sich beide Schulleiter von den Beobachtungen, Erlebnissen und Entscheidungen berichten.
Ist das Weiterbildung?
Es gibt einiges zu lernen auf allen Seiten. Die tauschenden Schulleiter würden die Strukturen und Menschen einer anderen Schule erleben. Wie wird geplant, kommuniziert, entschieden? Wie wird zusammen gearbeitet, wie mit Schulexternen (Eltern, Firmen, aber z.B. auch Schulaufsicht) gesprochen? Wie sehen die Arbeitsbedingungen (Büro, Arbeitszeiten, Sekretariat,…) für den anderen Schulleiter aus? Wie respektvoll spricht das Kollegium mit der Schulleitung?
Die Kollegien würden dann unterschiedliche Schulleitertypen kennenlernen. (Auch wenn jede befristete Aktion immer zu kurz wäre zum richtigen Kennenlernen!) Schulleiter-Tausche in derselben Schulform würden die Einarbeitungszeit relativ kurz halten. Reizvoll bis knallig wäre hingegen ein Tausch zwischen sehr unterschiedlichen Schulformen und Orten. Also zum Beispiel eine ländliche Grundschule mit einem städtischen Gymnasium. Oder ein Förderzentrum mit einer Berufsschule.
Rechtlich müsste das klappen (wenn die Schulaufsichten mitspielen und eine Abordnung aussprechen). Hier wie dort wäre man an schulrechtliche Vorschriften eines Beamten gebunden. Verschwiegenheit ist sowieso klar.
Ist das nur ein Format für’s Fernsehen?
Natürlich wäre das eine Möglichkeit, diesen vorübergehenden Arbeitsplatzwechsel auch medial zu begleiten. Je unterschiedlicher die Schulen, umso knalliger fürs Fernsehen. Auch ein anderes Land wäre denkbar! (An dieser Stelle würde ich mich ja sofort für den Tausch mit unserer Partnerschule in Ghana bewerben.) Für Lehrer/innen habe ich das im Schweizer Fernsehen schon einmal gesehen. Da tauschten je zwei Lehrkräfte aus Sankt Gallen mit zwei Lehrerkräften aus Kenya. Gab es 2013 im SRF. Grundsätzlich glaube ich aber, dass bereits ein regionaler Austausch (innerhalb eines Bundeslandes) schon sehr besonders wäre.
Oder funktioniert so ein Jobtausch für Schulleiter das gar nicht??
Rechtlich ist das bestimmt ganz, ganz schwierig. Wer fragt, bekommt ’ne Antwort. Aber ohne offizielle Frage im Ministerium würde es nicht gehen. Da bräuchte es mutige Menschen in der Verwaltung, die den Weiterbildungsaspekt erkennen.
Dann ist der zeitliche Rahmen, ganz egal wie man ihn steckt, fraglich. Nach vielen Jahren in meiner Schule fange ich langsam an, Dinge, Prozesse und tief sitzende Haltungen zu verstehen. Ein kurzer Schulleitertausch kann also nur an der Oberfläche Inspiration und Anregungen bringen.
Schließlich die am meisten Betroffenen, die Kolleginnen und Kollegen. Die müssten sich auch darauf einlassen. Gelingt das in so kurzer Zeit? Wird man also handlungsfähig in wenigen Wochen an der jeweils anderen Schule?
Neben einer möglicherweise bereichernden Erfahrung bleiben also kleine Zweifel.
2 Gedanken zu „Schulleiter-Tausch“
Können wir nicht klein anfangen? Ich besuche dich für eine Woche und folge dir auf Schritt und Tritt – dann eine Woche andersrum.
Wenig Bürokratie und hinterher lästern wir in unserem Blogs über den anderen ab.
Wie wäre es?
🙂 lass uns das mal weiterdenken!