Rezension: B. Blume „warum noch lernen?“

Wie würde ich Bob Blumes neues Buch „Warum noch lernen?“ lesen, wenn ich nicht im #twitterlehrerzimmer gewesen wäre? Wenn das quasi alles neu wäre? Das war mein erster Gedanke, als ich seinen neuen Bildungs-Bestseller las. Denn Bob Blume redet klar und deutlich – und benennt Schwächen unseres Bildungssystems direkt: marode Schulen, verkrustete Strukturen, überholte Konzepte. Erfrischend ehrlich, manchmal fast schmerzhaft präzise. Da fasst er den Status jeweils zusammen und dreht die Schraube noch etwas weiter.
Das Buch ist als Weckruf geschrieben. Wer in der Twitter-Bildungscommunity war, wer sich in der aktuellen Prüfungskultur/Bildungsinfluencer-Szene herumtreibt oder wer die bildungspolitischen Debatten verfolgt, kennt wahrscheinlich einige der Thesen – aber Blume schafft es, sie auf den Punkt zu bringen und konsequent weiterzudenken. Das Buch hat fünf Teile

  1. Fragen an das System Schule
  2. Probleme sind so lange schwer, bis sie leicht sind
  3. Lernen ist nicht gleich lernen
  4. Erfülltes Lernen für eine dynamische Welt
  5. Die Schule brennt

Besonders der erste Teil  hat es in sich: „Warum haben wir überhaupt noch Schulen?“, „Brauchen wir wirklich Lehrpläne?“ oder „Sind Prüfungen noch sinnvoll?“  Solche Fragen fordern uns heraus und zwingen uns, unsere pädagogischen Überzeugungen kritisch zu hinterfragen. Tut am Gymnasium etwas mehr weh als an anderen Schulformen. Der erste Teil war der stärkste im Buch, fand ich.

Was dieses Buch ausmacht? Blume bleibt nicht bei der Kritik stehen. Er zeigt, wie wir Schule neu denken können und welche konkreten Schritte möglich sind. Wertvoll war da das Kapitel „Lernen ist nicht gleich Lernen“ – das mit praktischen Impulsen für den Unterrichtsalltag und jede Menge Anregungen für Gespräche im Lehrerzimmer aufwartet.

Ein kleiner Wermutstropfen: Gegen Ende verliert das Buch irgendwie an Struktur. Der rote Faden wird dünner und die Kapitel wirken etwas weniger verzahnt. Trotzdem, und genau das ist Blumes Verdienst: Er schafft es, die Debatte auch in die breitere Öffentlichkeit zu tragen, ob in Talkshows, Artikeln oder Podcasts (Bob ist ja quasi everywhere all at once) – das Thema Bildung bekommt Raum. Gut so, denn diese Diskussion muss weitergeführt werden. Nicht nur über und mit Hilfe dieses lesenswerten Buchs.

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